Gehaltsvergleich Gemeindearbeiter und Erzieher im Kindergarten
#1

Liebe Leute,

ich habe mich gestern mal etwas mit den Gehältern im öffentlichen Dienst auseinander gesetzt. Dazu habe ich das Grundgehalt von Gemeindearbeitern (Facharbeiter) und Erziehern mit Stand heute verglichen. 

Arbeiter beim Bauhof:
Gemeindearbeiter mit abgeschlossener Ausbildung (z.B. Gärtner, Straßenwärter, Elektriker) werden beim Bauhof eingruppiert in Entgeltgruppe 5 oder 6 (bei hochwertigen Arbeiten).

  • Entgeltgruppe 5, Stufe 6: 3.184 €
  • Entgeltgruppe 6, Stufe 6: 3.315 €

Erzieher in Kindergärten:
Jetzt zum Vergleich Erzieher in Kindergärten. Sie bekommen entweder Entgeltgruppe S8a oder S8b (bei schwierigen Tätigkeiten).  

  • Entgeltgruppe S8a, Stufe 6: 3.980 € plus pauschale SuE-Zulage 130 € = 4.110 €
  • Entgeltgruppe S8b, Stufe 6: 4.447 € plus pauschale SuE-Zulage 130 € = 4.577 €

Erzieher verdienen also rund 900 € (Vergleich E5 / S8a) bzw. 1.300 € (Vergleich E6 / S8b) mehr pro Monat!

Quelle der Daten: Entgelttabellen öffentlicher Dienst

Zusätzlich erhalten Erzieher 2 freie Tage (Regenerationstage) pro Jahr.


Falls ich da einen Fehler drin habe, bitte schreiben.


Versteht mich bitte nicht falsch. Ich gönne Erzieher/innen das Gehalt. Aber passt da noch der Quervergleich zum Gehalt auf dem Bauhof? Wie seht Ihr das? 

Viele Grüße 
Tom
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#2

Diese Gehaltsunterschiede waren ja nicht immer da. Die Kommunen mussten den Beruf "Erzieher/in" in den letzten Jahren finanziell attraktiver machen, da sie händeringend mehr Erzieher brauchen. Das liegt wiederum am Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kita-Platz. Ferner will man die Qualität der Kinderbetreuung generell verbessern. Die Erzieher haben also einfach Glück gehabt, dass ihr Beruf eine große Bedeutung gewonnen hat.
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#3

Der Vergleich von Erziehern mit Gemeindearbeitern ist schon ziemlich krass. Aber noch heftiger finde ich, dass normale Erzieher ohne Leitungsfunktion dann sogar mehr als Bauhofleiter verdienen. Unser Bauhofleiter bekommt Entgeltgruppe 8. In Stufe 6 sind das 3.588 € / Monat.
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#4

Wie kommt man nur auf die abseitige Idee, Gemeindearbeiter mit Erziehern zu vergleichen? Diese Tätigkeiten haben keinerlei Gemeinsamkeit, an der man einen Gehaltsvergleich festmachen könnte.

Bei vielen der Tätigkeiten unserer Gemeindearbeiter handelt es sich um rein "praktische" Arbeiten, für die man keinerlei Ausbildung braucht, so dass das Gehalt letztlich nicht so schlecht ist im Vergleich zu den Anforderungen. Übrigens: Unsere letzten beiden neuen Mitarbeiter im Bauhof sind ausgelernte Handwerker, die zuvor in Handwerksbetrieben unbefristet angestellt waren. Sie werden gute Gründe für den Wechsel gehabt haben...
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#5

Ich denke schon, dass man die Berufe vergleichen kann. Wahrscheinlich beruhen beide auf einem mittleren Schulabschluss und einer 2-3 jährigen Ausbildung, oder?!?

Aber es ist doch das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Handwerker werden auf dem Arbeitsmarkt nun mal nicht im gleichen Umfang gesucht wie Erzieher.

Ich vermute bei speziellen Berufen wie Elektronikern müssen Kommunen mittlerweile auch tiefer in die Tasche greifen, um noch Arbeitskräfte zu bekommen.
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#6

Da vermutest Du falsch. Die Kommune kann sich eine Eingruppierung nicht aussuchen und mal eben erhöhen.
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#7

In der Aufstellung fehlt noch die Ausbilderzulage von 70 € / Monat, die Erzieher erhalten, sofern sie mindestens 15 % ihrer Arbeitszeit in der Ausbildung tätig sind (sogenannte Praxisanleiter-Zulage). Ausbilder beim Bauhof erhalten keine Zulage.
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#8

Die Berufe kann man nicht vergleichen. Als Erzieher hat man eine Ausbildungsdauer von 5 Jahren, die sehr breit ausgelegt ist. Ähnlich einem Studium nur mit mehr Praxiserfahrung. Zudem unterschätzen viele anscheinend die Anforderungen und die immense Verantwortung im Erzieherberuf - also nein, man kann das nicht vergleichen.
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#9

Qualifikation als Vergleichsmaßstab: Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)

Gemeindearbeiter kann man ohne Ausbildung machen DQR 3

Facharbeiter DQR 4

staatl. anerk. Erzieher ca. 5 Jahre Fachschule -> DQR 6 ( Meister, Fachwirte...)
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#10

Ich finde es okay, diese Berufe zu vergleichen. Der dümmste Spruch, den ich je gehört habe, ist "man kann keine Äpfel mit Birnen vergleichen". Klar kann man das!

Da ich schon in beiden Bereichen gearbeitet habe, sowohl jahrelang im Handwerk und dann auch im Ausbilderbereich (nicht direkt als Erzieher aber sehr ähnlich), finde ich beide Berufe anstrengend. Die nervliche Belastung eines Erziehers ist in keinster Weise mit der nervlichen Belastung im Handwerk vergleichbar und die körperliche Belastung als Gemeindearbeiter ist ebenso unvergleichbar mit der körperlichen Belastung des Erziehers.

Beide sollten meiner Meinung nach ähnlich viel verdienen.

Was mich stört ist, dass beide Berufe noch weit unter der vieler andere Berufszweige liegen.
Jetzt kommt sicher der Einwand, Ausbildung und Verantwortung. Die Verantwortung wird sowieso in den jährlichen Unterweisungen auch mit auf den kleinen Gemeindearbeiter abgewälzt. Wenn eine Absperrung falsch steht, ist er selbst verantwortlich, da er es in der Unterweisung gelernt haben muss.
Und der Erzieher ist mehr im Nahkampf mit den Kleinkindern wie der Kindergartenleiter.
Ich habe auch ehrlich gesagt noch keinen Piloten gesehen, der nach dem Absturz der Maschine ins Gefängnis musste. Wenn du heute im Krankenhaus bei einem Arzt bist, dann unterschreibst du erstmal soviele Formulare, dass dieser auch kaum noch in Verantwortung gezogen werden kann. Soviel zum Thema Verantwortung und Ausbildung.
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#11

Gerade in der FAZ gelesen: In Mainz müssen Erzieher nur eine spezifische Fortbildung mit einem Umfang von 160 Stunden nachweisen, um von der S8a in die Entgeltgruppe S8b höhergruppiert zu werden. Es wird also gar nicht geprüft, ob schwierige Tätigkeiten vorliegen.

Link: https://www.allgemeine-zeitung.de/lokale...ng-3012862

Es wäre schön, wenn solche Fortbildungen auch bei anderen Mitarbeitern im öffentlichen Dienst so honoriert würden...

Aber in diversen Städten wie z.B. Wiesbaden, Frankfurt, Rüsselsheim, u.v.m. werden alle Erzieher pauschal in S8b eingruppiert. Dafür müssen sie also weder eine Fortbildung noch schwierige Tätigkeiten nachweisen.
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#12

Es stellt sich die Frage, warum Mitarbeiter beim Bauhof überhaupt soviel Geld bekommen. In unserer Gemeinde (in Bayern) ist z.B. der Bauhofleiter nur auf 25 Stunden angestellt, damit er versichert ist. Sein Haupteinkommen verdient er steuerfrei nebenbei. Regelmäßigige Arbeiten für den Bürgermeister gehören auch dazu. Dazu noch ständige Sondervergünstigungen und Vorkaufsrecht auf Immobilien usw..
Mitarbeiter beim Bauhof, leichter kann man es nicht haben im Leben.
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#13

(10.11.2023, 04:58)Gast schrieb:  Es stellt sich die Frage, warum Mitarbeiter beim Bauhof überhaupt soviel Geld bekommen. In unserer Gemeinde (in Bayern) ist z.B. der Bauhofleiter nur auf 25 Stunden angestellt, damit er versichert ist. Sein Haupteinkommen verdient er steuerfrei nebenbei. Regelmäßigige Arbeiten für den Bürgermeister gehören auch dazu. Dazu noch ständige Sondervergünstigungen und Vorkaufsrecht auf Immobilien usw..
Mitarbeiter beim Bauhof, leichter kann man es nicht haben im Leben.

Solche Konstellationen mag es in ganz kleinen Gemeinden geben. Das riecht nach Amigo-Affäre Icon_biggrin
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#14

Auch die Jahressonderzahlung ("Weihnachtsgeld"), die Entgeltfortzahlung, die LOB, usw. der Erzieher fallen höher aus, da das Grundgehalt höher ist. Ferner fließt die SuE-Zulage in die Berechnung ein.
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#15

Erzieher haben ferner das Recht, ihre SuE-Zulage in 2 freie Tage umzuwandeln (Umwandlungstage). Dies zusätzlich zu den 2 Regenerationstagen / Jahr.
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