13.04.2008, 21:18
Hallo Leute,
ich bin auf dem Gymnasium und mache im nächsten Jahr Abitur. Ich überlege, danach eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in unserer Gemeinde zu machen. Dazu suche ich ein paar Erfahrungsberichte und Tipps zu Ausbildung und Beruf...
Was mir im Beruf wichtig ist: interessante Arbeit / viel mit Menschen zu tun haben (10/10), Nähe zu meinem Heimatort (9/10), Sicherheit (7/10), Aufstiegschancen (6/10), kein übermäßiger Stress (6/10), Geld (5/10).
Kann mir evtl. jemand hier Auskunft geben (gerne auch als Private Nachricht oder mail), Links mitteilen oder mir sonstwie helfen ?
Grüße Claudi
Ich kann nur aus meiner Berufserfahrung berichten und die ist natürlich subjektiv:
Je nachdem wie groß die Gemeinde ist, fallen unterschiedliche Aufgaben an. In einer kleinen Gemeinde sind die Mitarbeiter oft "Alleskönner", da sie sich gegenseitig vertreten müssen. Dann ist die Arbeit auf jeden Fall abwechslungsreich. In großen Gemeinden ist man oft über einen längeren Zeitraum für ein bestimmtes Aufgabengebiet zuständig. Dann kommt es natürlich sehr darauf an, ob einem das Thema liegt, damit man es interessant findet. Mit Menschen hat man im öffentlichen Dienst fast immer zu tun. Im Bereich Finanzen zwar eher "nur" mit Kollegen, aber sonst eben auch mit Bürgern.
Der Arbeitsplatz in einer Gemeinde ist in der Regel sehr sicher und nach 15 Jahren ist man unkündbar. Diesen Vorteil hat man sonst nirgends. Aufstiegschancen sind abhängig von der Größe der Gemeinde - also gibt es genug Stellen, auf die man wechseln kann. Allerdings würde ich dann eher die Ausbildung im gehobenen Dienst empfehlen. Oder nach der Ausbildung zur VfA und einigen Jahren Berufserfahrung den A II.
Stress ist so ein Ding - wenn mir etwas Spaß macht, dann empfinde ich auch viel Arbeit und Hektik nicht als Stress. Ansonsten nimmt auch im öffentlichen Dienst der Arbeitsdruck kontinuierlich zu.
Wie auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir ein zufriedenstellendes Berufsleben.
Huschkusch
Ich kann nur davon abraten, auch aus eigener Erfahrung. Das einzige, was etwas bringt, ist gleich ein Studium zu machen. Man hat keine wirklichen "Aufstiegschancen" als mittlerweile "abhängig Beschäftigter". Seit dem TVöD haben sich manche Dinge zudem grundlegend geändert. Was HuschHusch oder wie auch immer schreibt, ist falsch. Früher gab es im BAT einmal die Regelung, dass man quasi "unkündbar" wurde, wenn man 15 Jahre Beschäftigungszeit (bei ein und derselben Behörde) hatte und zudem das 40. Lebensjahr vollendet hatte. Diese Bestimmung gibt es nicht mehr. Sie gilt nur noch für alte Arbeitsvertragsverhältnisse. Also Vorsicht! Der öffentliche Dienst hat sich drastisch verändert. Man gilt nichts mehr als "Beschäftigter". Hägar
Na ja, so schlimm wie "Gast Hägar" geschrieben hat ist es nun auch nicht.... Jeder empfindet es eben anders. Ich bin Ausbilder in einer Kleinstadt (25.000 Einwohner). Unsere Azubis fühlen sich hier wohl und finden die Ausbildung auch interessant. Wissen muss man, dass vieles in der Ausbildung "etwas theoretisch" ist. Man lernt halt viele Rechtsgebiete kennen, damit man später universell in der Verwaltung einsetzbar ist. Manchen Azubis fehlt es dann an der Action in der Verwaltung. Die kommt dann spätestens nach der Ausbildung, wenn man seinen eigenen Bereich hat und hier seine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen kann. Kleine bis mittlere Verwaltungen sind generell interessanter, weil man etwas praktischer arbeitet und meist mehr Bürgernähe hat. In größeren Verwaltungen ist es spezialisierter. Aufstiegschancen für Verwaltungsfachangestellte sind mittelgut. Wenn Du Abitur hast, würde ich Dir auf jeden Fall empfehlen, die Laufbahn im gehobenen Dienst einzuschlagen (Dipl.-Verwaltungswirt bzw. in einigen Bundesländern schon Bachelor Public Administration)
Hallo,
ich staune immer, dass so viele schreiben/sagen, dass sie mit Menschen zu tun haben wollen.
Seit 1975 bin ich im öff. Dienst, und ich wäre oft froh, wenn ich mit Publikum nichts mehr zu tun hätte. Kommt natürlich darauf an, wo man sitzt, aber es ist manchmal einfach nicht mehr lustig.
Gruß
Andreas
Ich bin seit 1 1/2 Jahren ausgelernt und nun im Meldeamt ohne Nummernsystem auf dem Platz mit dem größten Publikumsaufkommen in einer Gemeinde mit fast 200.000 Bürgern und einer kleinen Nebenstelle.
Ich habe keinen Bock mehr auf die Arbeit, die Bürger, die Zielvereinbarungen, unsere blöden Öffnungszeiten, und die wie ich finde eher schlechte Bezahlung mit E6.
Sicherlich gibt es schöne Bereiche bei der Stadt, aber da kommen - wenn denn eine Stelle frei wird - nur die Insider hin. Nach dem ALII geht es ab in die ARGE.
Eine kleine Gemeinde stelle ich mir da schon etwas schöner vor, nur das da nur wenige die Chance der Weiterbildung haben.
Deshalb rate ich euch, die Stelle nicht nur wegen der Sicherheit des Arbeitsplatzes anzunehmen. Wenn die Arbeit keinen Spaß macht, können 50 Jahre sehr lang werden.
Gruß Gast