1. Ein Erdkunde-Lehrer am Gymnasium bekommt nicht A 15, sondern allenfalls A 13 Z - selbst wenn er A 14 bekäme, hätte er eine zeitintensive Zusatzfunktion zu erfüllen.
2. Die Anmerkung des "Halbtagsjobs" bringt mich persönlich auf die Palme. Als Berufseinsteiger besteht ein Arbeitstag aus mindestens 9, meistens um die 11,5 Stunden- und der Sonntag ist nicht frei, sondern auch mit 2 bis 10 Stunden (wenn Klassenarbeiten anliegen) belegt-wie gerne hätte ich ( in dieser Hinsicht) einen 7,7h-Tag , nach dem ich zu Hause meine Füße hochlegen darf und zwei freie Wochentage zur Erholung, an denen ich nichts für die Schule erledigen muss.
Glaubt ihr nicht? Dann rechne ich das mal vor:
Wochenarbeitsstunden = 25,5 = 5 (bis 6) Unterrichtsstunden pro Tag- dem Vorwurf der "sind ja nur 45-Minuten"-Fraktion kann ich entgegnen, dass ich in den "Pausen" auch arbeite- in den Wechselpausen muss ich wirklich "wechseln" (der Weg von Büro A zu Büro B, oder vom Förderband zum Materiallager ist ja wohl auch keine "Pause") und organisieren (den Beamer muss ich auch erst holen und hochfahren etc.)- in den großen Pausen habe ich mindestens 2x wöchentl. Aufsicht (realistisch sind es 3-4x), hinzu kommt, dass man oft pädagogische und organisatorische Arbeit in den sog. "Pausen" erledigt- Konfliktschlichtung, Entschuldigungsschreiben organisieren, Briefe hier und da, Absprachen mit anderen Lehrern etc.)- Fakt- als einigermaßen engagierter Lehrer kommt man in den Pausen kaum zum Sitzen.
Rechnen wir also ruhig mal mit 5 Zeitstunden Unterricht täglich- hört sich wenig an.
Moderner Unterricht MUSS aber ordentlich vorbereitet werden (PP-Präsentationen, individuelle Arbeitsblätter entwerfen (und die 2-3 fach pro Klasse, da wir binnendifferenzieren müssen)- wer heute nur "fertige Kopien" einsetzt, ist ganz schnell raus aus dem Beruf, Beobachtungen müssen notiert werden (ja, Noten und Sozialverhalten inkl. Begründungen- +,-,o -war einmal, heute muss alles dokumentiert werden.) Setzt man dazu (sehr knappe) 20 Minuten pro Unterrichtsstunde an, ist man mit 1-2h täglich zusätzlich "dran"- 5x die Woche (mit dem Hinweis, dass 1x Vorbereitung eben am Sonntag erfolgt, wofür andere Berufsgruppen Zuschläge erhalten)- da sind wir also schon bei einer täglichen Nettoarbeitszeit von 6,5-7,5h angekommen. Nicht eingerechnet ist hier das "persönliche Engagement" in Form von AG - macht nochmal 1-2 Wochenarbeitsstunden zusätzlich (Durchführung) , plus 1-2 Wochenarbeitsstunden zusätzlich (Vor-und Nachbereitung)- aber die sind "quasi" freiwillig- "quasi", weil sie es als Lehrer z.A. (also in Probezeit= 3 Jahre) kaum möglich ist, KEINE AG anzubieten, sonst wird das nichts mit der Daueranstellung. Angemerkt sein sollte hier zudem, dass 90% der Schulen inzischen im Ganztagsbetrieb laufen, d.h. deine "flockigen" 5 Unterrichtsstunden verteilen sich genüsslich auf die Zeiten zwischen 7.50h und 16.30h - klar, man kann dann in den Springstunden mitunter den Unterricht vor- und nachbereiten, aber eben nicht immer, weil der Materialfundus und vor allem der PC zu Hause ist und eben nicht in der Schule.
Zwischenfazit: "Normale Belastung" = ca. 6,5-9,5 (!) ZEITstunden an 5 Tagen, plus in ruhigen Zeiten 1-2 Zeitstunden am Sonntag.
Hinzu kommen monatlich meist 3 Überstunden (mein Schnitt in den letzten 1,5 Jahren), die NICHT bezahlt werden.
Haben wir was vergessen? Hups, ach ja...die Klassenarbeiten. Die müssen erstellt und korrigiert werden (heute nicht mehr per "Randnotiz", sondern es muss ein Bewertungsbogen erstellt werden, durch den die Punktevergabe von Punkt zu Punkt erläutert werden muss)- macht in meinem Fall (6x Klassen x 6 (Klassenarbeiten pro Jahr) x 28 (durchschnittliche Anzahl von Schülern) = 972 (!) Klassenarbeiten. Diese mögen z.B. in der Mathematik noch recht fix zu korrigieren sein (aber auch nicht mehr in der Oberstufe, wo Rechenwege honoriert werden müssen), nicht aber im Bereich Deutsch oder bei Klausuren in Geographie, Geschichte etc. pp. Nach Vorgaben des Ministeriums "brauche ich dafür" pro Klassenarbeit 15 Minuten (sehr witzig, bei 10-15 seitigen (bis zu 32 Spalten!) Oberstufenklausuren im Fach Deutsch) = theoretisch 243 (!) unbezahlte (!) ZEITüberstunden pro Jahr (macht für einen Fließbandarbeiter oder eine Krankenschwester nebenbei volle 31 Arbeitstage zusätzlich, unter Zeitdruck und unbezahlt)- die Dunkelziffer liegt weitaus höher- für eine 12 Q1-Klausur habe ich es mal gestoppt- nach Vorgaben hätte ich 6,5h benötigen sollen, realistisch waren es 20h- und ich bin schon fast fahrlässig schnell dabei. Aber der Fairness halber sei angemerkt- ich bekomme dafür Entlastungsstunden: genau 0,46 Wochenstunden ;-).
Noch was vergessen? Uh ja- ich bilde auch Lehrer aus und muss die Referendare beraten, ihnen zuhören (auch und gerade nach 22h, wenn ein Unterrichtsbesuch ansteht), ein extrem wichtiges Gutachten schreiben, ihrem Unterricht beiwohnen und diesen beurteilen, an Unterrichtsnachbesprechungen (also Prüfgesprächen mit externen Prüfern) teilnehmen etc.)- allerdings variiert das stark (ob man jetzt überhaupt einen Referendar ausbildet oder nicht), weshalb ich das mal nicht reinrechne (de fakto sind es bei mir aber auch 1-2 Stunden pro Woche, da ich in den letzten 1,5 Jahren schon 4 Referendare mitausgebildet habe).
Konfrenzen machen nochmal "etwas" Zeit aus- diese Woche waren das z.B. nochmal 6 Stunden ;-). Elternsprechtage, Klassenpflegschaftssitzungen und Gesprächstermine (Eltern) kommen hinzu. Oh, ja...und ich muss ja mind. 1x pro Jahr auf Klassenfahrt/Kursfahrt fahren, d.h. eine Woche zur Verfügung stellen, die nicht zusätzlich besoldet wird (macht das mal mit- da ist man im Idealfall 18 Stunden "beschäftigt", aber gegessen). Aber das ist ja alles nichts.
Zu den Ferien: Abgesehen davon, dass man in den Ferien (Osterferien, Weihnachtsferien) oft korrigiert (wo soll ich sonst in meine 55-60-Stunden-Woche noch 250-300 jährliche Korrekturstunden einbauen??? Zumal ich diese "in Blöcken" einbauen muss, d.h. 6-10stündige Zusatzschichten schiebe, weil die Klausuren binnen 2 Wochen zurückgegeben werden müssen), sind die 6-Wochen-Sommerferien eben nur auf dem Papier so lang- in der letzten Ferienwoche sind Nachprüfungen und Konferenzen, weshalb es schon nur noch 5 Wochen sind, die aber sind tatsächlich lang. Das Abitur (3 Konferenzen, Durchführung, ggf. Nachprüfungen) habe ich jetzt mal rausgelassen, ebso wie die Facharbeiten der Oberstufe (freie Themenwahl, mind. 15 Seiten) und die Betriebsbesuche der Praktikanten (die ich unbesoldet in meiner unterrichtsfreien Zeit durchführen muss- gut, dafür fällt mir auch Unterricht aus, nämlich der der Praktikanten, was aber nicht bedeutet, dass ich an diesen Tagen unterrichtsfrei hätte, denn ich habe ja auch Klassen, die nicht im Praktikum sind).
Lange Rede, kurzer Sinn: der Job ist extrem verantwortungsvoll (ins Horn der zu leistenden Erziehungsarbeit will ich gar nicht mal stoßen, weil gerade der Aspekt mir extrem gefällt und ich ihn deshalb nicht als Zusatzbelastung auffasse) und inzwischen auch sehr zeitintensiv. 55-60 Wochenstunden (ZEITstunden) sind nicht mal die Norm, ich komme häufig auf über 70 ZEITarbeitsstunden pro Woche, was geschmeidig fast das doppelte vom üblichen 40-Stunden-Arbeiter ist. Nebenbei habe ich noch 2 Kinder, die ich ohnehin max. 2-3 h/Tag im wachen Zustand sehe, was dann zusätzlich belastet.
Noch ein Fakt: Lehrer müssen studiert haben, haben hier also 3,5-7 (!) Jahre lang NICHTS verdient (sondern mitunter sogar Miese gemacht), was dann im Gehalt doch irgendwie ausgeglichen werden muss.
Kommen wir zum schnöden Mammon: Ich bekomme inkl. Zuschlägen und Kindergeld ca. 3800 netto raus, Brutto ist bei mir durch die Steuerklasse fast netto- hört sich viel an, davon ernähre ich als Alleinverdiener aber auch 4 Personen = 950€ netto/Person.
Das ist in meinen Augen eine angemessene Summe. Ich könnte jetzt irgendwelche Vergleiche ziehen und die Stunden hochrechnen und bekäme dabei vermutlich heraus, dass jeder Facharbeiter in Relation mehr rausbekommt- mache ich aber nicht. Sicher könnte man für die geleistete Arbeit auch mehr verlangen- ich finde die Besoldung durchaus angemessen. Nur diese dümmlichen Vorwürfe, Lehrer bekämen zu viel Geld, denen möchte ich deutlich widersprechen- es ist eher andersherum- allerdings wäre eine "faire" Besoldung auch nicht zu finanzieren (allein die Korrekturen wären mit ca. 9500€ brutto jährlich zu entlohnen, wenn man sie als Arbeitszeit einrechnen würde (gesetzt dem Fall, dass man wirklich nur 15-29 Min. pro Arbeit bräuchte- nehmen wir realistische Zahlen (45 Min/Arbeit), dann wären es schon ca. 18.500€/brutto)).
Sicher gibt es auch Lehrer mit Fächerkombinationen, die weniger Arbeitsintensiv sind- für den Großteil der Lehrer, die mindestens ein Hauptfach unterrichten trifft die obige Rechnung aber zu. Also schön den Ball flachhalten.