Auch bei uns läuft der Alarm nur bei den Kollegen im Hause auf. Da frage ich mich schon, ob ich verpflichtet bin, mich gegen aggressive Angreifer zu stellen. Ich habe keine Kenntnisse in Selbstverteidigung, bin eher schmächtig und Waffen wie ein Pfefferspray habe ich auch nicht. Ich bringe mich doch mehr selbst in Gefahr als dass ich helfen könnte.
Was meint Ihr, sollte man die Alarmierung und Sicherheit im Zuge des aktuelles Falles mal thematisieren (z.B. über den Personalrat) oder wird man dann als "Kameradenschwein" abgekanzelt ?
Ich halte zwar einen besseren Schutz für verschiedene Ämter, wie z.B. Jobcenter oder Sozialamt für sehr wichtig. Kontrolle für Waffen.
Nur auch dann kann noch viel passieren:
Einem Kollegen (Sozialamt) wurde vor Jahren vor seiner Wohnung (Mehrfamilienhaus) aufgelauert und ein Messer in den Rücken gerammt.
Der Täter ist noch in Haft.
Der Kollege hat es leider nicht überlebt.
Auch im Amt gab es noch einige solcher Vorfälle:
z.B. konnte sich ein Kollege gerade noch durch einen Sprung aus dem Fenster (1. OG) retten.
Das ihm zugedachte Beil blieb im Fensterrahmen stecken.
Nur dies wurde nie in der Öffentlichkeit / Presse bekannt gemacht.
1 Hallo von einem geneigten Leser,
Gerhard A. Spiller, Du hast trefflich formuliert, das mit dem nicht mehr aktuellem Obrigkeitsstaatsdenken wohl nunmehr alle Dämme des gegenseitigen Respekts eingerissen wurden, und zumindestens einige Bürger ihren Unmut nicht mehr zügeln wollen, obwohl deren abgelehntes Begehren rechtlich unmöglich ist.
Ich bin selber schon dreißig Jahre im öffentlichen Dienst tätig, aber angesichts der geschilderten Zustände dankbar, nicht in diesen „prekären“ Bereichen tätig sein zu müssen.
Ich hatte mich mal um einen Dienstposten in einem Jobcenter, dazu in einem Problemstadtteil beworben. Schon bei Betreten des Dienstgebäudes nahm ich eine unheilschwangere Atmosphäre wahr, die durch einen einnehmend auftretenden Wachdienst noch verschärft wurde. Dabei bin ich den sowohl in einer militärischen und auch polizeilichen Behörde selbstverständlichen Wachdienst gewohnt.
Welche gesellschaftlicher Zündstoff offenkundig ist, sollen zwei kleine Anekdoten meiner Lebenspartnerin aufzeigen, die als Verkäuferin in einem kleineren Supermarkt tätig ist:
Sie wurde dort z. B. von einer farbigen Mutter als Nazi beschimpft, weil sie deren zwischen den Regalen rangelnden Kindern nicht hat gewähren lassen, sondern sie freundlich zur Vorsicht gemahnt hat. Von anderen Kunden wurde sie schon unangenehm bedrängt, da diese nicht im ausreichendem Umfang Geld für die erworbenen Waren hatten und erwarteten, die Verkäuferin müsse Differenzbeträge erlassen.
Was ich sagen will: Auch die Behörden sind in dieser Realität noch nicht angekommen. Daher ist kurzfristig, wohl auch angesichts klammer Kassen nicht mit ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen zu rechnen.
Da wird erst öffentliche Empörung was ändern können? Ich erinnere an den Aufruhr, als für verhungerte und vernachlässigte Kinder die in Hamburg zuständigen Jugendbehörden verantwortlich gemacht wurden!
Gruss
Peter B.
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Peter B.,
Du hast meine vollste Zustimmung und es auf dem Punkt gebracht.
Gruß aus der Lüneburger Heide
Michael
Was da seitens der Gesetzgeber und Arbeitgeber zum Schutz der Mitarbeiter getan wird ist lächerlich und unseres reichen Landes unwürdig.
Reine Alibi-Maßnahmen. In Rothenburg ob der Tauber wurde heute ein Gutachter eines Jobcenters ermordet. Aber wen kümmert das schon, ist ja nur Öffentlicher Dienst.
Die Aussage ist völliger Quatsch....auch mit Sicherheitsmaßnahmen passieren solche Dinge! Man kann nun ja nicht in jedem öffentlichen Gebäude Flughafen gemäße Eingangskontrollen einführen...
@ Maikom: Niemand fordert Kontrollen wie an Flughäfen, aber meist sind die vorhandenen Maßnahmen doch völlig unzureichend.
Wurden denn die oben genannten Hinweise beachtet ? Vermutlich nicht, einfach weil es den Trägern zu teuer ist.
Wenn wieder etwas passiert ist, kommt reflexartig der Satz
"Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben."
Sehr schöne Logik: Wenn 100 % also nicht möglich sind, dann reichen ja 10 %, sprich die Minimallösung...
Das solche Dinge passieren ist traurig, aber es sind Einzelfälle die von der Presse hochgepuscht werden, als wäre das Alltag in deutschen Behörden, negative Presse verkauft sich gut und erzeugt Umsatz.
Ich habe das auch in verschiedenen Verwaltungen diskutiert, die ich betreue, von Notschalter über andere Sicherheitsmaßnahmen. Dabei waren wir nicht mal dabei, über Kosten zu sprechen, am Ende sahen die Mitarbeiter selbst die Notwendigkeit nicht. Die "kritischen" Büro's sind jetzt doppelt (2 Leute) besetzt, aber wie gesagt, das hilft auch nicht, wenn jemand mit einem Messer reinstürmt...
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Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat anlässlich des tödlichen Angriffs in Rothenburg eine Änderung des Strafgesetzbuches:
Berlin, 05.12.2014
"Nach tödlicher Attacke auf Jobcenter-Mitarbeiter:
DPolG fordert Einlösung des Versprechens auf besseren Schutz für Polizei und öffentlichen Dienst insgesamt
In der Koalitionsvereinbarung von CDU/CSU und SPD ist der bessere strafrechtliche Schutz für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zugesagt worden, passiert ist bislang nichts. Täglich finden gewalttätige Attacken auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr statt, und die tödliche Attacke auf einen Mitarbeiter eines Jobcenters in Rothenburg ob der Tauber hat gezeigt, dass auch die übrigen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes immer wieder angegriffen und teilweise in tödliche Gefahr gebracht werden.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatte bereits im Juli diesen Jahres gegenüber dem Justizministerium gefordert, in die beabsichtigte Änderung des Strafgesetzbuches den besseren Schutz für öffentlich Beschäftigte aufzunehmen.
DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt:
„Zu einer solchen Änderung hatte es eine gute Gelegenheit gegeben. Der Gesetzgeber hatte in das Strafgesetzbuch eine Regelung aufgenommen, wonach die Beweggründe des Täters bei gewalttätigen Angriffen zu einer härteren Bestrafung führen. Neben fremdenfeindlichen oder sonstigen menschenverachtenden Motiven sollte nach unserem Vorschlag auch die gegen den Staat und seine Beschäftigten gerichtete Gewalt strenger bestraft werden.
Eine Reaktion des Gesetzgebers ist noch immer nicht erfolgt, so darf das nicht weitergehen. Während sich Einsatzkräfte der Polizei und andere öffentlich Beschäftigte täglich gegen immer heftiger werdende Angriffe wehren müssen, stellen sich die verantwortlichen Politiker stur und verweigern die Einlösung des Versprechens, das die Koalitionsvereinbarung vorsieht!“"
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Ein weiterer trauriger Fall:
"Ein 72 Jahre alter Bauer hat auf einem Hof in Klein Behnitz bei Nauen mit einer Schrotflinte einen Mitarbeiter des Veterinäramts erschossen."
http://www.morgenpost.de/brandenburg-akt...linte.html
In Stuttgart wurde einem städtischen Verkehrsüberwacher von einem Bürger ein Ohr abgebissen !
Besonders traurig finde ich, dass der Gesetzgeber bei der Änderung des Strafgesetzbuches im Jahr 2011 im § 114 Abs. 3 Strafgesetzbuch nur die Gewalt gegen Mitarbeiter der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes oder eines Rettungsdienstes dem Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gleichgestellt hat.
Die Verwaltungsangestellten und Beamten aus Jobcenter, Jugendamt, Ordnungsamt, usw. blieben da außen vor, obwohl hier doch die meisten Angriffe stattfinden. Nach dem Motto: "Bei denen ist das etwas anderes", Die müssen das aushalten" oder "selber schuld".