Mitarbeiter ohne Eigeninitiative gesucht! - Führung im öffentlichen Dienst
#16

Ohne Ausschreibung erhielten wir eine neue Bibliotheksdirektorin, die schon vorher durch große Inkompetenz aufgefallen war. Versuche dies durch "Wegloben" zu verhindern scheiterten, denn andere Bibliotheken wollen sie auch nicht als Mitarbeiterin einstellen.

Funktionierende Arbeitsteams, flache Hierarchien wurden abgeschafft. Wir sind zu Befehlsempfängern degradiert. Die Fluktuation ist enorm. Viele sind in Frührente gegangen, junge begabte Kolleg*innen haben sich eine andere Arbeitsstelle gesucht. Die Hoffnung sie loszuwerden ist gleich null. Wir versuchen intern noch etwas zu retten, indem wir ohne ihre Kenntnisnahme eigene Geschäftsgänge entwickeln.
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#17

Ich arbeite in einer Stadtverwaltung mit rund 2000 Angestellten. Meine Kollegen und ich haben sehr ähnliche Erfahrungen gesammelt. Sei es nun dass fachfremde Führungskräfte eingestellt werden [ die halt irgendwas studiert haben ] oder dass Eigeninitiative wie zb. für Fortbildungen so eingebremst wird, dass die Kollegen genervt aufgeben. Wenn es Mal zu einem Meeting kommt, wo man nach Vorschlägen, Ideen oder Meinungen gefragt wird, ist das Interesse gefühlt nur vorgetäuscht und die Ideen landen irgendwo in einer Schublade oder es wird genau das Gegenteil umgesetzt... nach über 10 Jahren im öD ist meine Motivation auf den 0 Punkt...
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#18

Es ist wie es ist, Empathie ist ein Fremdwort bei den meisten der mir begegneten Führungskräfte. Z.B. finden über sehr viele Jahre keine Arbeitsschutzausschusssitzungen statt. Mitarbeitergespräche und Leistungsgespräche finden ebenfalls nicht statt.
Statt dessen gilt das Motto, je tiefer ich dem Chef in den Hintern krieche und ich auch im offensichtlichen Gesetzesbruch meine Loyalität bekunde, desto besser für mich bei der Beamtenbeurteilung.
Hier gehört endlich und seit sehr sehr langer Zeit endlich mal aufgeräumt!
Dumm nur, wenn es sich um Behörden handelt, die gerade diese Missstände zumindest mit aufklären und entgegenwirken müssten.
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#19

Seit 15 Jahren bin ich selbst im öffentlichen Dienst (Kommune) beschäftigt und kann dieses Verhalten von einigen Vorgesetzten auch teilweise bestätigen. Versteht mich nicht falsch, es gibt auch sehr gute Führungskräfte, die aus meiner Sicht sehr für Ihre Führungsqualitäten und ihre Erfahrungen zu schätzen sind. Ich hatte schon mehrere solcher exzellenten Kolleginnen und Kollegen, die ich wirklich sehr mochte. Leider gingen diese dann irgendwann in die verdiente Rente, was ich ihnen sehr gönne, trotzdem aber traurig bin, dass sie nicht mehr da sind. Meine aktuelle Führungskraft gehört definitiv nicht zu den Vorgenannten. Es ist eine Führungskraft, die als Quereinsteiger mit einem abgeschlossenen Studium und Beziehungen in der Lokalpolitik auf den Posten kam. Diese Führungskraft "regiert" in Gutsherrenart und betrachtet mich offenbar als so eine Art Sklaven, der kontrolliert, abgewertet und kleingehalten werden muss. Diese Führungskraft erwidert selten ein freundlich gemeintes "Guten Morgen", weiterhin kontrolliert diese Person heimlich meine Arbeit, um nach Fehlern zu suchen. Auch sammelt diese Führungskraft Fehler (auch geringwertiger Art), um mir bei nächster Gelegenheit ein vergiftetes Lob mit Bezug auf eben jenen Fehler zu machen. Diese Person erwidert in keinster Weise positive Gefühle oder Stimmungen. Diese Führungskraft meidet den persönlichen Kontakt zu mir und anderen Team-Mitgliedern, wo es nur geht und steht einem direkten Gespräch nicht zur Verfügung. Diese Person nutzt die Vorzüge der Arbeit im Home-Office, nur um schamlos private Dinge in dieser Zeit zu erledigen, während ich eine Aufgabe nach der nächsten oben drauf bekomme, für die ich von der Qualifikation auf dem Papier nicht geeignet bin. Auch heuchelt diese Person in großen Workshops etwas von Solidarität, Gleichberechtigung und Chancengleichheit (ohne Rücksicht auf die soziale Herkunft), nur um dann im Arbeitsalltag die exakt gegenteilige Linie zu fahren und ihre Verachtung in Form von kleinen "Spitzen" weiterzureichen. Das nenne ich Arbeitsmotivation. Und das beste an der Sache ist, dass es die Amtsleitung überhaupt nicht interessiert, was diese Person treibt.
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#20

Interessanter Beitrag von Herrn Kozole damals 2019. Danke schonmal dafür...

Der letzte Beitrag hier von einem langjährigen Mitarbeiter trifft den Nagel auf den Kopf.

Der Mensch an sich wiegt sich gerne in Sicherheit, wenn er denn mal in der Situation ist diese durch seine "Macht" als Vorgesetzte/-er zu bewahren.
Denn: Der, der motiviert ist und Veränderung bewirkt, möchte darin dann auch gerne bestätigt werden indem er dann z. B. mehr Geld, mehr Verantwortung "Macht" will. Somit sägt er im Grunde am Stuhl dessen, der es ihm gewährt.

Ich selbst habe schon immer neuen Mitarbeitern oder Lehrlingen gerne geholfen auch als Vorgesetzter. Habe damit eigentich auch nur gute Erfahrungen mit ihnen und der relativ schnell eintretenden Arbeitsentlastung dadurch gemacht. Allerdings von oben wurde dies nie gerne gesehen, wenn ich neuen Lehrlingen gleich höherwertige Aufgaben zugeteilt habe. Leider ist dies auch im öffentlichen Dienst nicht weniger gewollt. Dort ist es eher noch schlimmer (wie im vorigen Beitrag schon erwähnt). Die Hierarchie ist hier noch viel strenger und genauer beachtet. Gerade was das Gehalt und verantwortungsvolle Positionen angeht.

Die Welt würde garantiert auch auf freier, kreativer, freundschaftlicher und netter Basis funktionieren. Nur sind wir noch weit weit davon entfernt.
Ich möchte das Thema nicht zu sehr ins philosophische ziehen und Weisheiten von mir geben. Das Problem ist aber tief in unserer Gesellschaft eingebrannt.
Unser gesellschaftliches Problem wurde seit Jahrhunderten durch politische Herrschaft und Macht geprägt und ist mittlerweile tief in der Gesellschaft verankert. Da unser Urinstikt "überleben" heißt. In unserer heutigen Zeit brauchen wir dafür Kapital/Geld/Einkommen. Und wenn möglich soll das gut behütet bleiben, dass wir damit ein sicheres, schönes Leben für uns und unsere Famile haben können.

Also wird kein Vorgesetzter einen jungen übermotivierten Mitarbeiter flott "Neues" (wie so schön hier in den vorigen Beiträgen beschrieben) ins konservative alt eingesessene Beamtentum einbringen lassen. Wenn, dann wird er dafür hohe Anerkennung und Dankbarkeit erwarten.

Eine Lösung habe ich für das Thema nicht parat. Ich denke wie im vorigen Beitrag beschrieben, genießt Euer Leben egal wie. Probiert Euch aus, widersprecht, kündigt oder schluckt und akzeptiert euren Job und regt euch nicht darüber auf.. Was besser für einen ist muss man selbst entscheiden.

Schönen Abend
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#21

Ich dachte sofort... woher kennt er unsere Chefetage :-)
Ich bin seit 35 Jahren bei der Justiz. Aber was die letzten Jahre hier passiert ist schon gruselig. Seit 10 Jahren haben wir die gleiche Führungsriege und sie können tun und lassen was sie möchten. Gegrüßt werden grundsätzlich nur die, die man mag. Gratulationen zum Jubiläum, runden Geburtstag nur bei denen, die man mag (da gibt es sogar Geschenke).
Auf Anfragen, wegen 1 Tag Homeoffice: Nein wir haben keine Geräte, keine Laptops. Och kein Problem, ich nehme auch einen alten PC. Chef: Äh äh äh....eigentlich wurde da in dem Bereich noch gar nicht drüber nachgedacht. Urlaubstag wird gestrichen, wenn man sich nicht "telefonisch" krank meldet. Mitunter verbringt man morgens 2 Stunden am Telefon um einen zu erreichen! Ohne Witz.

Unsere direkten Vorgesetzten sind grundsätzlich ständig im Homeoffice, reden ganz offen vor allen über Ihre ganzen Termine währenddessen. Joga, Arzt, Vater besuchen etc. Akten werden da kaum bearbeitet. Inkompetenz ohne Ende. Gibt man Widerworte, wird man mit Nicht-Achtung gestraft. Teilweise komme ich mir schon vor wie im Kindergarten. Haben Sie einen guten Tag kommt vielleicht mal...guten Morgen Frau Äh Äh....

Ich finde, jeder, der in der Chefetage anfängt, sollte erstmal einen Lehrgang in Menschlichkeit und Personalführung machen. Dass hier schon jeder resigniert hat und stumpf seine Arbeit macht, wundert mich nicht. Für freiwillige Aufgaben findet sich niemand. Betriebsausflüge finden fast nur mit Chefetage und Personalrat statt.
Per Mundpropaganda Werbung für den eigenen Betrieb macht doch keiner mehr! Ganz im Gegenteil, Personal rät schon, geh woanders hin zur Stadt / zum Bund etc. Also kaum Nachwuchs.

Traurig, traurig....
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#22

Von 2019 bis heute immer noch ein sehr akueller Beitrag.

Ich arbeite in einer übergeordneten Behörde und kann ausnahmslos alle bisherigen Beiträge bestätigen. Der Amtsleiter ist leider der einzige fähige Beamte in einer Führungsposition mit Wissen und Kompetenz zur Personalführung. 
Manche Fachbereichsleiter mit 7 bis 10 MA sind durch ein halbgares Studium von Irgendwas hineingefallen. Sie hätten mit Ihrer Persönlichkeit und der Art und Weise mit Menschen umzugehen in der freien Wirtschaft keine Chance. (Fachlich vermutlich noch weniger). Man hat eben jemand gebraucht, der es macht. Viele sind durch eine Aufstiegsmöglichkeit durch einen Gönner der oberen Etage in Führungspositionen gekommen. Man fährt ja zusammen in Ski-Urlaub oder wohnt zwei Häuser weiter. Es werden zwar Bewerbungsmöglichkeiten für Stellen ausgeschrieben, aber indirekt weiß man schon wer es wird. Das selbe gilt für Beurteilungen und Beförderungen. Da wird salopp gesagt geschoben und gemauschelt was das Zeug hält bis es für jemand passt. Entweder man ist sehr leise und ein guter nichtsagender "Knecht" seines Gönners oder beschwert sich richtig laut bis man wieder ein Häppchen zum ruhighalten bekommt. Es wird bei Versammlungen schamlos gelogen und schön geredet. Beim Stand der Digitalisierung bekommt jeder Zwölfjährige einen Lachanfall.
Wenn eine Stelle besetzt wurde heißt es auch mal die Bewerbungen wurden zurück gezogen. Fragt man den Bewerber einfach mal, war es eine Lüge.  Es ist eine unglaublich vergiftete Arbeitsatmossphäre die ein Amtsleiter, bei allen Engagement, nie schaffen kann und er wird selbst oft Spielball der höheren Etage bis hin zum IM. Ich schätze das sicher 30 - 40% der Arbeitszeit nur für innere Aufgaben der Gunst und Missgunst, Misstrauen und Kontrolle, offene oder schwelende Konflikte usw. verschwendet werden. Mit Krankenstand, Fluktuation und innere Kündigung auf Rekordniveau. Jede normale Firma wäre so schon mehrfach pleite. [/align]
[align=justify]Hierarchie-Ebenen sind durchsetzt mit offensichtlicher Ungerechtigkeiten und Machtgehabe von älteren Männern 50+ die auch offen gelebt werden. Oben ist Home-Office mit ***** und neue Leasing-Dienstwagen normal und werden sich selbst gegönnt. Nach unten geht gar nicht und der Außendienst fährt mit über zehn Jahre alten Autos rum die mehr defekt als ganz sind. Man muss ja sparen. Frauen und Behinderte sind ein erklärtes Feindziel. Frauen können schwanger werden oder wegen Kind ausfallen und Behinderte bringen ja keine Leistung. Das wird auch so offen kommuniziert. Zukunft nein Danke; es sind die Klischee - Bilder der alten Männer. 
Ich mache seit einiger Zeit nebenbei ein Zweitstudium und möchte das Beamtentum nach fast 10 Jahren einfach nur noch verlassen. Es ist nicht die Arbeit. Die ist eigentlich wirklich gut und macht Spaß. Aber das allein macht eben nicht glücklich im Beruf.
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#23

Nach etwas über einem Jahr Beschäftigung in einem Krankenhaus mit 5000 Angestellten kann ich das oben erwähnte Grossteils bestätigen. Fachlich schlecht ausgebildete Menschen, teilweise unbrauchbares Personal oder schlecht Vermittelbares mit dem Manko Teambildung, Kommunikation, PC Kentnisse, Führung schlupfen in der Öffentlichen Verwaltung in einen Job hinein und verstecken sich dann Jahrelang. Nur nichts verändern, Steinzeit EDV, Super Einschränkungen, Ideen werden verworfen, Mobbing usw. Wir haben Mitarbeiter die bereits Stufe 3 gezündet haben, grossen Hebel beim Stuhl ziehen, die Füsse gehen dabei in die Höhe, der Stuhl neigt sich und die Massagefunktion setzt ein. Der Effekt dieser Wellnessmassage ist, Mitarbeiter sind sehr oft Krank da gemobbt, nicht ernstgenommen werden, jegliche Ideen und Eigeninitiativen werden sofort unterbunden. Im schlimmsten Fall trägt der Vorgesetzte seinem Vorgesetzten heimlich Informationen der Mitarbeiter zu um diese schlecht zu machen um selbst besser da zu stehen. Nur nichts verändern und die Fehler überall anderst suchen. Ich bin bereits nach einem Jahr bei Stufe 1,5 gelandet, Dienst nach Vorschschrift, keine Überstunden mehr, Freizeit, Wohlbefinden und Parnerschaft sind mir wichtig. Die Lust ein Unternehmen weiter zu bringen mit dem eigenen Wissen ist uninteressant geworden, die Wege sind Anstrengend, selbst Fremdfirmen fühlen sich über uns und glauben uns sagen zu müssen was richtig oder Falsch ist. Ein sehr Frustrierender Zustand, ich überlege mir den Sicheren Arbeitsplatz zu verlassen um wieder in die Privatwirtschaft zu gehen. Die Einzige Mögiichkeit wäre für mich dem Betriebsrat beizutreten um gegen Solche Repressalien vorgehen zu können, mit dem Status unkündbar könnte ich richtig durchstarten gegen die Wichtigtuer Herren ohne Führungskompetenz. Der Weg dahin ist noch weit, ob ich das durchhalte kann ich jetzt nicht sagen, dass wird sich noch zeigen. Der Rückhalt vieler Kollegen die ähnlich Denken ist sehr gross, es muss sich etwas verändern in diesem Land.
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#24

Hallo, der Artikel ist sehr gut und viele Beiträge treffen den Nagel auf den Kopf.

Hoffnung kann und soll darin bestehen, dass viele das gleiche Problem haben, ein Teil davon nach Lösungen sucht und wiederum ein Teil davon auch eine Lösung findet.
Je größer die Gruppe ist, die unter solch Zuständen leidet je wahrscheinliche wird ein Teil übrig bleiben, der kleine zündende Ideen hat, die etwas verändern.

Und irgendeiner fängt dann an, diese Lösung hier zu schreiben oder zu verlinken.

Und dann verändert sich langsam etwas.
Der Artikel ist der Startschuss und viele Beiträge sind schon eine kleine Stütze.

Danke für den Anfang!
LG
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