Ergänzungen zum Text gestern. Ich entschuldige mich für die vielen Zeilen - aber ich bin eben nunmal auch fast 25 Jahre mit an Bord. Da sammelt sich etliches an.
Natürlich vergisst man automatisch Dinge oder verdrängt sie. Texte in Foren schreibt man zudem meist auch nicht zuvor auf Spickzettel zwecks Brainstorming.
Nachtrag also zu gestern – Reihenfolge willkürlich, ganz ohne Wertung.
Selbstverständlich versuchte ich wiederholt den Weggang bzw mindestens internen Wechsel. Gewechselt hatte ich in der Tat – allerdings stets per Anweisung „man braucht Hilfe, gehen Sie mal für die nächsten Monate in die Abteilung/Etage“ … Allerdings kam danach kein Zurück sondern die nächste Weiterleitung. Auf insgesamt 3 Stellenausschreibungen bewarb ich mich aktiv selbst. Bei der ersten war jedoch nicht bekannt, dass sie gezielt mit einer fast-Rentnerin besetzt werden sollte und alle jüngeren Kandidaten von vornherein keine Chance bekommen sollten. Grund: der Chef war selbst schon sehr alt und nach seiner Pensionierung sollte die Abteilung komplett aufgelöst werden.
Im Bewerbungsverfahren kam an einem Sonntag Nachmittag plötzlich aus der Hauptzentrale ein sehr anstößiger Anruf. Man soll darauf zwar nicht eingehen, aber ich gab prompt Kontra im selben Tonfall. Das tat mir später auch nicht Leid! Ich würde es heute genauso machen wie damals.
Bei der zweiten Bewerbung erlebte ich nach monatelanger Zusage der Unterstützung nach wieder und wieder nötiger Rückfrage plötzlich schnippisch zu hören „Vergessen Sie es, denn kein Professor wirbt Mitarbeiter eines anderen ab!“ Tage später war die Stelle neu besetzt. Auf die interne Bewerbung zu einer deutlich höher dotierten ausgeschriebenen Stelle erfuhr ich noch schlimmeren Zynismus. Von sämtlichen Kandidaten war ich der EINZIGE, der sogar exakt zu dieser Stelle gehörend den passenden examinierten Zusatz-Abschluss per Zertifikat (18 Monate Weiterbildung) vorlegte. Soweit ich mich erinnere, wurde außer mir niemand überhaupt zum mündlichen Gespräch gebeten. Was ich allerdings dort zu hören bekam, werde ich nie vergessen. Im Beisein des damals noch existierenden Betriebsrates, eines anderen Professors und der Chefin der Verwaltung (ich weiß sogar noch die Sitzordnung im Raum!) wurde mir nur ein einziger Satz an den Kopf geworfen: „wären Sie jemals in Ihrem bisherigen Leben tatsächlich so engagiert und erfolgreich gewesen, wie Sie uns hier Glauben machen wollen, dann wären Sie heute wie ich Professor und müssten sich gar nicht für irgendeinen Bürojob bewerben“. Ich durfte gehen …
Meine Antwort gab ich schriftlich am nächsten Tag – und wurde dafür wochenlang nicht zurück gegrüßt. Vermutlich wäre jeder andere für solche Antwort in der Situation sofort gekündigt worden.
Was ich von Anfang an schlimm fand, aber eben zu den ungeschriebenen Vorschriften kritiklos gehörte, war – dass sich jede Frau mit Konfektionsgröße 38 und höher für Ihr Aussehen schämen muss und es dafür keine Entschuldigung gibt. Denn wer dick ist, der konzentriert sich eher auf Genuss statt Arbeit und Leistung. Ich verdrückte meine Pausenbrote also unter dem Schreibtisch – hatte allerdings täglich frisch einen Joghurt oder Quark mit frischem Obst oder ein halbes (!) selbst am Morgen im Büro belegtes Brötchen auf den Tisch der Chefin zu stellen. Darüber wird heute noch gespottet. Soweit ich allerdings weiß, bekam eine meiner Nachfolgerinnen damals prompt die Kündigung noch am Anfang der Probezeit, eben weil sie sich weigerte.
Verweigert habe ich mich wenigstens, als bei einem der zahlreichen Bürowechsel plötzlich neu die tägliche Reinigung der Etagenküche in meinem Arbeitsvertrag ergänzt werden sollte. Weil das die dortige Chefsekretärin angeblich mit der Verwaltungsleiterin beschlossen hatte. Ich habe ab dem Tag nie wieder die dortige Küche betreten. Der Job wurde als Teamwork der Etage erledigt. Seltsam, dass das seit Jahren in den anderen Etagen problemlos geklappt hat und nur hier nicht.
Irgendwann ließ ich die teuren Kostümchen im Schrank und wechselte auf bequeme Jeans. Dann kam der Umzug in eine größere Wohnung und neue Möbel wurden nötig und eine eigene Küche. Genau in dem Moment sollte ich mal wieder das Büro räumen und ab dann gar mitten auf dem Flur und gegenüber der Toiletten sitzen. Mitten in Publikumsverkehr. Ich bat eindringlich darum, mich wie alle anderen Kollegen in eins der größeren Büros mit mehreren Plätzen zu setzen. Es ging kein Weg rein. Auf meine Erklärung, dass ich aktuell auch kein Geld für neue vorzeigbare Kleidung übrig habe eben infolge Ratenkrediten für die teuren Möbel – bekam ich im Beisein der obersten Chefin vom Haus aus dem Mund der Verwaltungschefin an den Kopf geworfen: „Wozu kaufen Sie sich teure Möbel? Für jemanden wie Sie genügt doch auch Ikea völlig.“ Es folgte weder eine Reaktion der Chefin noch eine Entschuldigung. Selbstverständlich blieb ich in dem Moment trotz Publikumsverkehr bei den alten Jeans. Eigentlich lauerte ich nur auf die nächste Abmahnung. Stattdessen folgte ab dann endgültig der Entzug von Arbeit. Ich saß also mitten auf dem Flur, grüßte alle Fremden und Toilettengänger und hatte nichts zu tun.
Irrtum. Zweimal bekam ich tatsächlich doch spannende Aufträge. Ich sollte für eine neue Habilitation seitenweise Plagiate abtippen … (ich ließ mich krankschreiben – es folgte eine Abmahnung wegen Arbeitsverweigerung).
Fast vergessen hätte ich an der Stelle zwei Abmahnung, weil ich angeblich irgendwelche Geheimnisse an untergeordnete Mitarbeiter verraten gehabt hätte. Ich hatte mit niemandem gesprochen und was genau ich wem und wann mitgeteilt haben sollte, wurde mir allerdings auch nicht gesagt. Mir saß allerdings eine breit grinsende Verwaltungsleiterin gegenüber …
Die Frau muss vorsätzlich gelogen haben und ihr Grinsen sollte es mir zumindest zeigen! Krass!
Paar Jahre später bekam ich die wunderbare Aufgabe – nämlich die Organisation einer internationalen Konferenz. Nachdem alles fertig war – wurde mir die Aufgabe entzogen. Ich sollte lediglich als großen Begrüßungstext die Übersetzung eines deutschen Leitartikels in einer großen Zeitung ins Englische übersetzen. Das wollte man dann mit meinem Namen veröffentlichen. Die Übersetzung übergab ich fristgerecht, bestand aber darauf, dass mein Name erst bzw nur dann genannt werden darf, wenn zuvor nachweislich vom Journalisten des deutschen Textes die Genehmigung zur Übersetzung und Veröffentlichung eingeholt worden ist, Das geschah nicht. Also war auch mein Job für die Katz und ich hatte mir den nächsten Sargnagel eingefangen. Ich denke trotzdem, dass ich mich richtig verhalten hatte. Aus wirklich reinem Bauchgefühl. Ich muss nicht Recht haben und kann mich auch geirrt haben. Aber das ist im Nachhinein sowieso egal.
Die Krönung der Frechheiten war, als ich im Jahr 2012 endlich um eine überarbeitete Stellenbeschreibung bat. Seit Jahren hatte ich weder noch die Aufgaben zu erledigen, die in meiner allerersten gelistet waren. Zudem waren alle bisherigen direkten Vorgesetzten längst nicht mehr im Hause. Ich wurde fast 2 Jahre vertröstet! Es folgte ein langes über 2 Stunden dauerndes super nettes Personalgespräch voller Höflichkeitsfloskeln – und am Ende wurden mir 3 A4-Seiten kariertes Papier, vollgeschrieben mit Stichpunkten mit Bleistift rübergeschoben. Das sollte ich als neuen Arbeitsvertrag bekommen. Man habe keine Zeit, sich mit sowas zu befassen und es ändert sich doch sowieso nichts für mich. Monate später und infolge wiederholt nerviger Nachfrage meinerseits bekam ich dann doch eine neue Stellenbeschreibung – keine 3 Seiten lang sondern nur ½ Seite Text, und nichts (!) von dem, was mir im langen Gespräch erklärt und versprochen worden war, stand darin. Nur völlig leere Floskeln und ganz ordinär niedrige Tätigkeiten beschreibend. Dafür diesmal offiziell per Professoren-Unterschrift, Datum und rechtsverbindlich. Das war die Strafe für meine Bitte. Allerdings war das auch das letzte Mal, dass ich mich habe verschaukeln lassen.
Sicher habe ich sogar jetzt immer noch etliches vergessen, aber dann soll es so sein. Ich habe nur noch wenige Jahre bis zur Rente. Ich kann nicht mehr weg. Zum Glück sind die Kinder mittlerweile erwachsen und nicht mehr abhängig von meinem Einkommen. Für mich aber geht es um die Höhe meiner späteren Altersrente und betrieblichen Zusatzrente. Für ich hier Ansprüche verlieren, würden selbst dann und bis zum endgültigen Schluss tatsächlich die Bösen gewinnen. Genau das gilt es zu verhindern. Mehr geht nicht, aber schon das ist für mich selbst genug.
Bis es soweit sein wird – sitze ich für alle Kollegen sichtbar mit Strickzeug im Büro. Denn wenn ich schon keine Arbeit meiner Qualifikation entsprechend und entsprechend bezahlt habe, dann soll der Tag wenigstens für mich privat sinnvoll enden. Produktiv. Ich reihe mich nicht ein in die Gruppe der Leute, die in Zeitschriften weinen, weil sie ganztags Bleistifte spitzen und warten …
Ich behaupte nicht, dass ich diese Aktion für sinnvoll halte. Wem aber würde es nützen, würde ich hier in Selbstmitleid baden oder das Handtuch werfen? Nicht mir jedenfalls.
Ich kann mich nicht vorstellen, dass solche Aktionen in Unternehmen der freien Wirtschaft möglich sind. Jeder Betrieb täte sich selbst zerstören. Das ist der größte Unterschied. Einzelne Menschen sind jederzeit ersetzbar. Nicht aber ein derart gewaltiges „Unternehmen“ wie der ÖD.
Jetzt muss ich mal hoffen, dass meine Personalchefin diese Internetseite nicht findet. Sie würden sich beim Lesen wiedererkennen. Ich mach mir hier grad strafbar. Denn das sind alles Interna.
Eigentlich alles doof. Schweigepflicht statt die Möglichkeit Missstände (und falsche Personalführung!) zu beseitigen. Alles finanziert mittels jährlich mehreren Millionen Steuergeldern.
Aber DANN angeboten zu bekommen, einen Auflösungsvertrag zu unterschreiben, ist echt krass.
Nur ein Depp unterschreibt, auf sämtliche über Jahrzehnte erworbene Ansprüche einer Betriebsrente etc zu verzichten. Man wird doch wirklich nur verblödet und ausgelacht. Und hat den Maulkorb verpasst bekommen mit Androhung von Strafe. Ein Gefühl wie in der DDR … (Hab ich schon erwähnt, dass sich unser Betriebsrat damals auflöste, als bei uns überall Kameras bis hin zu den Toiletten angebracht werden sollten? - Begründung „es könnte ein Fremde im WC kollabieren und nur so kann er rechtzeitig gerettet werden“ -keine Ahnung, ob die Dinger noch existieren.Mir egal.)